Kommen wir zu unserer ersten Legende aus Ingolstadt.
Die schöne Lau in Ingolstadt
Bei der schönen Lau handelte es sich um eine Wasserfrau mit langen, fließenden Haaren. Mütterlicherseits war sie halbmenschlichen Geblüts und man nannte sie Regina Danubii.
Ihr Ehemann war kein geringerer, als der Nixenkönig der Donau selbst. Man nannte ihn Ingold.
Regina Danubii kontrollierte eines Tages mal wieder die Donau für ihren Mann.
Auf der langen Reise, kam sie auch an Ingolstadt vorbei. Sie liebte Ingolstadt, denn immerhin war die Stadt ja nach ihrem Mann benannt worden. Man erzählte sich, dass vor langer Zeit Ingolstadt drohte von der Donau überschwemmt zu werden. Da half Ingold und hob die komplette Stadt in die Lüfte, sodass sie vor den Wasserfluten der Donau sicher war. Zum Dank, benannten die Einwohner die Stadt nach dem Nixenkönig Ingold. (vgl. S.9)
Als nächstes folgt eine der wohl bekanntesten Sagen aus Ingolstadt:
Der Teufelsstein
Als das Liebfrauenmünster erbaut wurde, war der Teufel höchstpersönlich sehr erzürnt.
Ein weiteres Gotteshaus in dieser Größe konnte er nicht dulden. Also flog er zur Baustelle, hob einen großen Stein auf, flog hoch in den Himmel und ließ ihn auf die Erde niedersausen. Fest in dem Glauben das Münster zu treffen und damit zu zerstören. Doch glücklicherweise verfehlte er das Münster. Offensichtlich, denn es steht auch heute noch! Du glaubst diese Legende nicht? Und du fragst dich, wo der Stein sich heute befindet? Dann komm doch Mal zu einer meiner Führungen, dann kann ich dir den echten Stein aus der Legende zeigen! Aber Vorsicht! Man erzählt sich, dass wenn man ihn berührt, einen ein schreckliches Schicksal ereilt! (vgl. S. 11)
Neben den typischen Legenden rund um den Teufel, gab es gerade im Mittelalter, oft Legenden und Verleumdungen um und über Juden. Geschichtlich gesehen, kam es in den vergangenen Jahrhunderten immer wieder zu Denunzierungen der jüdischen Bevölkerung. Selbstverständlich sind diese Sagen und Legenden frei erfunden und waren häufig ein Mittel, die Verfolgungen zu rechtfertigen. Dieses weitgefasste Thema soll nicht Teil des Artikels sein. Doch soll darauf hingewiesen werden, dass diese Legende hier wertfrei wiedergegeben wird und nur im Kontext bekannter Sagen und Legenden aus Ingolstadt steht.
Die Schuttermuttergottes
In der Franziskanerkirche, befindet sich auch heute noch, eine Statue der Muttergottes mit Jesuskind. Am Hals lassen sich Spuren eines Hiebs erkennen.
Am Viktualienmarkt befand sich bis 1945 die ehemalige Augustinerkirche
(hierzu auch mehr auf meinen Stadtführungen 😉), doch zuvor stand dort ein jüdisches Bethaus.
1382 wurde die jüdische Bevölkerung aus Ingolstadt vertrieben, da Viele Ingolstädter die hohen Zinsen für ihr geliehenes Geld nicht zurückzahlen wollten. Nachdem das Bethaus abgerissen war, wurde dort die Augustinerkirche errichtet. Die Juden, wütend wegen ihrer Vertreibung, stahlen eines Nachts heimlich die Marienstatue und schlugen ihr den Kopf ab. Sie schleppten das zerstörte Abbild ein Stück die Donau hinauf und versteckten sie dort im Gebüsch. Doch nach einiger Zeit, trieb die Statue einfach die Schutter herauf und wurde an das Land der Augustiner geschwemmt. Die Augustiner setzten ihr den Kopf wieder auf und wie durch ein Wunder hielt er und viel nicht wieder herunter. Fortan nannte man sie „Schuttermutter“. (vgl. S.12)
Die Patrona Bavariae (lat.), ist die Patronin Bayerns. Die Gottesmutter Maria wird als Schutzheilige Bayerns verehrt. Eine intensive Verehrung der Schutzheiligen hat in Bayern lange Tradition. Doch die offizielle Anerkennung kam erst im Jahre 1916 durch Papst Benedikt XV. In Ingolstadt finden sich an vielen Gebäuden Statuen unserer Patronin. Gerne werfe ich gemeinsam mit euch einen Blick auf diese Statuen bei einer meiner Touren. Außerdem habe ich auch noch eine oder mehrere Geschichten über die Patronin in Ingolstadt parat. Doch hier dürft ihr als Vorgeschmack eine Geschichte über die Patrona Bavariae lesen.
Patrona Bavariae
Die Patrona Bavariae wird auch in Ingolstadt stark verehrt. An der Ostseite des Kreuztors steht auch:
Auch eine Statue am Münster blickt auf die Einwohner herab. Zu dieser Statue gibt es eine Legende: Ein Student ging eines Nachts an der Statue vorbei, nachdem er mit Freunden trinken war.
Und da kam ihm, dass er kurz vor seinem Examen stand für das er nicht gelernt hatte. In seiner Not suchte er Hilfe bei der Patrona Bavariae und flehte sie an, ihm zu helfen. „O Maria, hilf, hilf mir doch nur diesmal aus meiner bitteren Not! Ich will mich ernstlich bessern.“ Und schon flatterte ein Blatt vom Himmel herunter und landete vor seinen Füßen. Auf diesem Zettel standen alle Fragen, die in der Prüfung dann auch tatsächlich drankamen. Mit diesen Fragen bereitete er sich auf die Prüfung vor und bestand diese dann auch. Schlussendlich änderte er sein Leben und wurde sogar Doktor und zuletzt Schreiber des Herzogs.
Spaziert man in Ingolstadt entlang der Theresienstraße, ist man umgeben von viel Geschichte. Einige Geschichten könnt ihr bei meinen Stadtführungen für Erwachsene hören, aber auch für Kinder halte ich viel wissenswertes bereit. Hier erzähle ich euch von einer Legende, die man sich über ein ehemaliges Gebäude der Theresienstraße erzählt.
Der Schatz im Geisenfelderhaus
Das ehemalige Geisenfelderhaus, oder auch Börner Haus genannt, befand sich in der Theresienstraße und trägt seinen Namen nach dem kaiserlichen Reichsstift Geisenfeld, dem es zugehörte. So kam es dann, während des 30jährigen Krieges, dass ein Teil der Geisenfelder Benediktinerinnen in ihr Gebäude, hier nach Ingolstadt flohen. Dort lebten sie viele Jahre. So kam es dann auch, dass einige der verstorbenen Ordensmitgliederinnen dort begraben wurden. Aber das wichtigste ist, dass dort angeblich auch ein Schatz der Benediktinerinnen vergraben wurde. Bis heute hat ihn keiner gefunden und wer weiß, ob an der Geschichte überhaupt was dran ist. (vgl. S.28)
Kommen wir zu einer weiteren Geschichte aus den Jahren des 30jährigen Krieges.
Der Strumpfstricker
Ingolstadt war zurzeit des 30jährigen Krieges heiß umkämpft und musste einer langen Belagerung standhalten. Als die Schweden Ingolstadt belagerten, suchten sie nach einem Verbündeten innerhalb der Stadtmauer. Mit Oberst Graf von Fahrensbach hatten sie ihn gefunden. Sie überzeugten ihn, seine Stadt zu verraten, indem sie ihm versprachen, dass Ingolstadt am Ende ihm gehören würde. Darüber hinaus würde er zum General in der schwedischen Armee ernannt werden. Aber Oberst Graf von Fahrensbach war nicht dumm, oder vielleicht auch zu feige und suchte sich deshalb jemanden aus dem einfachen Volk aus, den Verräter zu spielen. Er fand seinen Verräter mit Sixt Beutler, einem heruntergewirtschafteten Strumpfwirker. Er wohnte damals an der Hadergasse, am ehemaligen Gaudehof. In der Nacht vom letzten April auf den ersten Mai, war es Zeit den ausgetüftelten Plan in die Tat umzusetzen. Beutler stellte sich auf die Stadtmauer und trug an einem Bein einen weißen und am anderen einen roten Strumpf, um der vermeintlichen Armee zu signalisieren, wo sie die Stadt angreifen könnten. Doch, zum Glück für die Ingolstädter, wurde Beutler vom Mond hell erleuchtet und so konnte der Ratsherr Demel auf ihn aufmerksam werden. Sofort ließ er den ertappten Verräter verhaften und durch Erhängen schlussendlich bestrafen. Und da der beschuldigte nicht sehr schweigsam war, traf es auch Herr von Fahrensbach, der nach der Verurteilung nach Regensburg gebracht und dort geköpft wurde. Und so kam es, unteranderem 😉, dass Ingolstadt nicht durch die Schweden eingenommen wurde. (vgl. S.29)
Ihr habt noch nicht genug von netten Sagen und Anekdoten aus Ingolstadt? Dann habe ich hier eine weitere Geschichte aus unserer malerischen Altstadt:
Die vertriebenen Störche
Einst nisteten auf dem Herzogkasten Störche. Doch leider kam es 1887, für das dort lebende Storchenpaar, zu einem großen Unglück. Gerade in der Zeit, als das stolze Pärchen am Brüten war, ertönte in der Hallstraße ein lauter Schuss und das Storchenweibchen kullerte blutüberströmt aus seinem Nest. Viele Einwohner trauerten um den armen Vogel und schon bald erzählte man sich, dass es der Sohn des Oberamtsrichters Meindl gewesen sein soll. Er habe von seiner nahgelegenen Wohnung aus einem Schuss auf die Störche abgefeuert. Die Ingolstädter waren wütend auf ihn.
Zum Glück wurde er bald unehrenhaft aus der Armee entlassen. Aber leider nisteten seit diesem Vorfall keine Störche mehr in der Stadt und verschwanden somit für immer aus dem städtischen Umfeld. Und so sagt man, mit ihnen verschwand auch das Glück aus Ingolstadt..... (vgl. S.36)
Auch die nächsten Geschichten haben nicht unbedingt einen glücklichen Ausgang….
Die schwarze Bruck
Die schwarze Bruck befindet sich am Pioniersteg in der „Glacis“, bei einem Wegkreuz. An dieser Stelle hat man um Mitternacht den Teufel beschwören und erscheinen lassen können. In einer nahgelegenen Wirtschaft, gab es einen angeberischen Hitzkopf, der behauptete keine Angst zu haben und die ganze Nacht auf der schwarzen Bruck verbringen zu können. Er probierte es aus, wurde aber am nächsten Tag vor Ort tot aufgefunden. (vgl. S.41)
Der böse Feind in mancherlei Gestalt
In dieser Geschichte geht es um arme Seelen, die zu oft Gotteslästereien begangen haben und daher bestraft wurden. Auch geht es um Sichtungen von bösen Kreaturen hier in Ingolstadt.
Das erste Opfer war ein Mann aus Ingolstadt der häufig fluchte. Einmal, als er krank war, kam ein Fuchs mit winzigen Ohren und einem furchtbar langen Schwanz in sein Zimmer und legte sich zu ihm ins Bett. Erst als der Mann verstorben war, verschwand auch der Fuchs wieder.
Im nächsten Abschnitt berichte ich von einer unheimlichen Begegnung, die eine Frau einst in Ingolstadt machte.
Als sie eines nachts durch die kleinen Gassen von Ingolstadt lief, sah sie eine Gestalt auf der Straße tanzen. Zunächst glaubte sie, es wäre ihre Nachbarin. Doch dann erschrak sie, denn es war ein Schwein das dort auf der Straße tanzte. Vor Angst lief sie schnell davon.
Und auch der nächste arme Mann machte eine unheimliche Begegnung.
Er war unterwegs zu einem Nachbardorf jemanden begegnet, der ihn fortwährend anstarrte. Als er ihn bat zu verschwinden geschah nichts, also schlug er nach ihm. Beim zweiten Schlag traf er ihn und der Mann verschwand spurlos. Doch im selben Moment ist der Mann erschöpft zusammengebrochen und konnte sich stundenlang nicht mehr rühren. (vgl. S.42)
Zum Abschluss richten wir unseren Blick weiterhin auf das Umland von Ingolstadt und lesen von Sagen aus Etting, Oberstimm und Stammhamm.
Die Entstehung des Namens Oberstimm
Angeblich ritt Kaiser Karl der Große höchstpersönlich durch unsere Gegend und kam dabei am heutigen Dorf „Oberstimm“ vorbei. Damals standen hier nur wenige Häuser. Im Dorf angelangt, hörten die Reiter plötzlich stimmen von oben. Sie glaubten es seien Engel höchstpersönlich und so kam es, dass sie den Ort von nun an „Oberstimm“ nannten. (vgl. S.95)
Die Nachgall – Stammhamm
In Stammhamm wurden einsame Wanderer zur Nachtzeit von der „Nachgall“ in Furcht und Schrecken versetzt. Dieses Monster kam in Gestalt eines unheimlichen, scheußlichen Tieres mit zahlreichen Füßen. Einmal ging die „Nachgall“ sogar so weit, dass sie einen Mann in Stammhamm aufgriff und mit ihm durch die Luft flog bis nach Desching. Doch, sie fürchtete die Glocken der Kirche! Um sie zu vertreiben muss man also nur ein Kirchenleuten erklingen lassen und schon verschwindet sie.
(vgl. S.105)
Das Krätzenweibi – Stammhamm
Zwischen der Kapelle und dem Stadtweiher, wurde lange Zeit eine sehr alte Dame gesichtet, die eine Krätze auf dem Buckel hatte. Nachts schlich sie durch das Dorf und kratzte Kinder. Deshalb erzählte man den unartigen Kindern „Warte, das Krätzenweibi holt dich!“. Manchmal verschleppte die alte Dame sogar einige Kinder, die dann nie wieder gesehen wurden. (vgl. S.106)