Das Stadtmuseum Ingolstadt
In diesem Artikel werfen wir einen kleinen Blick auf das Ingolstädter Stadtmuseum.
Wie ihr wisst liebe ich Museen und selbstverständlich musste ich als Zugezogene auch das Stadtmuseum erkunden. Nur das ich das Stadtmuseum auf andere Weise kennenlernen durfte, denn noch während meines Studiums absolvierte ich ein 3-wöchiges Praktikum am Stadtmuseum und durfte selbst einmal hinter die Kulissen blicken. Es war wirklich eine tolle Erfahrung!
Aber ich berichte heute nicht von meinen eigenen Erfahrungen, sondern hatte das Vergnügen ein kurzes Interview mit Herr Riedel, dem Archäologen am Stadtmuseum, zu führen und werde euch nun berichten, was er mir zu erzählen hatte. Doch zu Beginn werfen wir einen kurzen Blick auf die Entstehung des Museums!
Gründung des Stadtmuseums – Das Stadtmuseum im Kavalier Hepp
Das Museum verteilt sich mittlerweile auf 2 Stockwerke innerhalb eines klassizistischen Festungsbaus des 19. Jahrhunderts (Kavalier Hepp).
Der Grundstock des Museums bildete der Historische Verein Ingolstadts, der bereits 1865 gegründet wurde. Schon früh wurde eng mit der Stadt zusammengearbeitet und es bestand ein reges Interesse im Hinblick auf Sicherung, Wahrung und der Verzeichnung des Stadtarchivs. Man sammelte geschichtliche Objekte und befasste sich mit der Historie Ingolstadts und seiner Umgebung. Von Anfang an gehört neben dem Stadtmuseum und dem Stadtarchiv, auch die Abteilung der Wissenschaftlichen Bibliothek zu den umfassenden Beständen.
Von Ort zu Ort – bewegte Geschichte des Stadtmuseums
Zunächst befand sich die Sammlung des historischen Vereins im Alten Rathaus und in der oberen Stube des Kreuztors. Erst durch den Festungsgouverneurs Karl von Sauers, verhandelte man hinsichtlich der städtischen Übernahme der Sammlung und der Gründung eines Stadtmuseums. So ging die Sammlung am 9. Januar 1905 komplett an die Stadt über und der erste Museumsführer wurde durch Joseph Hartmann verfasst und herausgegeben. Der berühmte Schwedenschimmel stellte schon damals eine Hauptattraktion dar. Zu diesem Zeitpunkt wurde die Ausstellung in den unteren Räumen der Hohen Schule dem öffentlichen Publikum zugänglich gemacht. 1925 kam es zu einem weiteren Umzug des Museums in das Neue Schloss. Aufgrund der größeren Ausstellungsfläche verbesserte man die Präsentation der Funde und konzentrierte sich auf eine chronologische Gliederung, kombiniert mit wichtigen Themen der Ingolstädter Geschichte. 1945 wurde Ingolstadt schwer durch Luftbomben getroffen und weite Teile des Neuen Schlosses kamen zu Schaden. Glücklicherweise konnten die Bestände trotz des schweren Unglücks, gut geschützt und bewahrt werden.
Erst wenige Jahre später erfolgte der endgültige Auszug aus dem Neuen Schloss – man machte Platz für das geplante Bayerische Armeemuseum – und zog 1981 in den klassizistischen Festungsbau ein, nun unter der Leitung von Siegfried Hofmann.
Dr. Gerd Riedel – seine umfassenden Aufgaben
Aktueller Sachgebietsleiter des Stadtmuseums ist Dr. Gerd Riedel, der nach seinem Magister Abschluss in Tübingen, seit 1993 hier im Ingolstädter Stadtmuseum tätig ist. Seine Hauptaufgabe besteht in der Übernahme des Fundguts durch das Landesamt für Denkmalpflege und der Aufarbeitung und Vorbereitung der Funde für wissenschaftliche Untersuchungen. Besonders wichtig ist es aber auch die Funde der breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Hierzu müssen Funde nicht nur inventarisiert werden, sondern auch restauriert. Letzteres fällt nicht direkt in die Hände von Herr Riedel, doch ist er selbst immer auf der Suche nach wertvollen Museumsgütern. Auf die Frage wo er diese Funde außerhalb von archäologischen Grabungen findet, wies er unter anderem auf Haushaltsauflösungen hin. Außerdem gab er ergänzend hinzu: „Durch die Zusammenarbeit mit der wissenschaftlichen Bibliothek und dem Stadtarchiv, ist es auch für uns als Stadtmuseum wichtig zu helfen die Stadtgeschichte zu Erfahren. Dabei ist die Archäologie oft nur ergänzend nützlich.“
Fragerunde
Ich:
Herr Riedel, können Sie mir sagen welche Ausstellung ihnen selbst im Laufe der Jahre am besten gefallen hat?
Herr Riedel:
„Tatsächlich das aktuell rekonstruierte spätantike reiche Frauengrab aus Pförring. Obwohl ich auch die Ausstellung über die NS-Forschung im Stadtarchiv mag. Es handelt sich hierbei um eine Wanderausstellung, zu der unser Stadtarchiv ebenfalls einen Beitrag geleistet hat. Ebenfalls spannend ist das neue Projekt der Wissenschaftlichen Bibliothek. Zum Schutz der alten Bücher und um sie trotzdem weiterhin der Öffentlichkeit zugänglich machen zu können, wurde die Idee eines lebenden Buches entwickelt. Damit können Inhalte in digitaler Form einem breiten Publikum zugänglich gemacht werden. Sogar mit Animationen!“
Ich:
Das hört sich nach wirklich spannenden Projekten an. Wie in vielen anderen Museen ist eine steigende Tendenz zur Modernisierung mittels medialer Inhalte erkennbar. Was wünschen Sie sich für die Zukunft des Stadtmuseums? Mehr mediale Konzepte? Eine bestimmte Themen Ausrichtung oder haben Sie bereits andere Projekte im Sinn?
Herr Riedel:
„Eigentlich müsste die archäologische Abteilung neu konzipiert werden. Doch hierzu muss festgelegt werden, als was sich das Stadtmuseum sieht und was es inhaltlich bieten möchte. Ich habe noch ein paar Jahre Zeit Antworten auf diese Fragen zu finden und ein neues Konzept zu entwickeln. Zudem müssten neue Forschungsinhalte mit eingearbeitet werden und auch Raum für neue Funde in den Ausstellungsräumen gemacht werden. Auch mehr mediale Inhalte werden kommen! So haben wir mittlerweile einen „Lebendigen Bilderrahmen" von Adam Weishaupt und es ist bereits die Idee geboren, für eine Animation des berühmten „Schweden Schimmels“. Vielleicht finden sich auch hier in Zukunft mehr Ergänzungen.“
Ich:
Ein Blick in die Zukunft des Stadtmuseums dürfte also spannend werden. Doch wenden wir uns der Gegenwart und den letzten Monaten zu. Wie viele andere Einrichtungen, Restaurants und Attraktionen, hatten auch Museen aufgrund der aktuellen Lage oftmals geschlossen und mussten mit hohen Auflagen arbeiten. Wie würden Sie die Einflüsse der Corona-Krise auf das Stadtmuseum bewerten? Welche Auswirkungen hatte es auf Ihre Tätigkeiten?
Herr Riedel:
„Wir mussten im Vergleich zu anderen Einrichtungen keine Ausstellung groß verschieben. Unsere großen Ausstellungen konnten wir immer einem, wenn auch nicht mehr so großem Publikum wie vorher, zugänglich machen. Wir weißen aktuell nur noch 50% der gewohnten Besucherzahlen auf. Dem gehen natürlich finanzielle Einbußen daher, doch sind diese nicht als zu gravierend anzusehen. Zeitgleich hat sich in dieser Zeit die Möglichkeit ergeben, die Sammlungen neu zu inventarisieren, oder alte Inventarlisten zu überarbeiten und diverse Schwachstellen ausfindig zu machen. Dies dient unter anderem als Vorbereitung einer möglichen Digitalisierung der Inventarlisten. Es ergab sich also ein Vorteil unseres Sammlungs-Managements, auf der anderen Seite litt natürlich die Öffentlichkeitsarbeit. So gibt es immer noch diverse Funde die bisher leider noch nicht ordentlich aufbereitet und gezeigt werden konnten.“
Ich:
Vielen Dank Herr Riedel für Ihre Zeit! Haben Sie eventuell noch einen Tipp den Sie meinen Lesern gerne mitgeben möchten?
Herr Riedel:
(Überlegt kurz)
„Wirklich gute Frage. Ich würde sagen, dass Museum wirklich einmal bis zum Schluss anzuschauen. Sozusagen neue Galaxien zu erforschen und alle Ausstellungsräume auf sich wirken lassen, ohne jede Tafel oder noch so kleines Informationsschild zu lesen. Ab Raum 14 bekommen die meisten Besucher entweder einen Kreislaufzusammenbruch (natürlich scherzhaft gemeint
😉), oder haben einfach keine Zeit mehr, den Rest des Museums zu besichtigen. Das Stadtmuseum ist größer als man denkt! Leider ist dieser „Sackgassen“ Aufbau nicht unbedingt vom Vorteil. Daher gebe ich als Empfehlung das Gesamterlebnis. Verweilen Sie nur ein paar Minuten in jedem Raum und lassen Sie den Gesamteindruck auf sich wirken. Und durchlaufen Sie alle Räume."
Ein wirklich guter Tipp den Herr Riedel uns gegeben hat. Besucht das Stadtmuseum, auch wenn ihr hier geboren sind. Oder besucht es ein zweites Mal, wenn ihr es bereits besichtigt habt!
Wie Herr Riedel abschließend gesagt hat:
Herr Riedel:
„Viele denken „Stadtmuseum: das ist doch immer dasselbe!“. Dem würde ich so nicht ganz zustimmen. Natürlich ändern sich die Funde nicht wöchentlich, aber dennoch kann es immer wieder ein spannendes Erlebnis sein, die Ausstellung und ihren Inhalt auf sich wirken zulassen. Wenn man neu hierherzieht, oder einfach nur zu Besuch ist, kann das Stadtmuseum eine tolle Gelegenheit sein Ingolstadt und seine Vergangenheit kennenzulernen. Bevor man die Altstadt besichtigt, sollte man also zunächst das Museum besichtigen. Dies schafft eine gute Grundlage und liefert zeitgleich weitere Ideen, was man sich in unserer tollen Altstadt alles ansehen möchte. Und ich möchte noch betonen, dass sich unser Museum in einem alten Festungsbau befindet. Allein dafür, um einmal einen Festungsbau von innen zu sehen und dieses einmalige Erlebnis haben zu können, sollte man das Stadtmuseum besichtigen. Diese einzigartigen Ausstellungsräume bieten ein ganz besonderes Flair.“