Herr Schönauer – Sein Werdegang
Dr. Tobias Schönauer, geb. Ingolstädter, studierte in Eichstätt und Bamberg Geschichte.
In seiner Doktorarbeit befasste er sich mit dem Ingolstadt des 30jährigen Krieges. Es folgten, nach einem BWL-Studium, Ausstellungen am Stadtmuseum und eine Anstellung am MPZ in München und an der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Hier koordinierte er als Projektleiter die Ausstellung „Wissenswelten. Die bayerische Akademie der Wissenschaften und die wissenschaftlichen Sammlungen Bayerns“.
2010 ging es für Herr Schönauer dann an das Armeemuseum, wo er seit 2 ½ Jahren als Stellvertretender Direktor tätig ist. Sein aktuelles Aufgabenfeld ist genauso Umfassend wie Spannend. Neben der Pressearbeit ist er für die Bereiche Internet, Social Media, die Depots oder für Sicherheitsfragen zuständig. Er erstellt und gestaltet nicht nur Flyer, sondern ist auch Ansprechpartner für das staatliche Bauamt, das derzeit wieder Sanierungsarbeiten am Schloss durchführt. Und nicht zu vergessen, neben all diesen Querschnittsaufgaben ist er in erster Linie Kurator und auch für Objekte und Ausstellungen zuständig. Zu seinen Sammlungsbereichen gehören neben den Blankwaffen und Rüstungen auch die frühen Fernwaffen oder die Musikinstrumente.
Ein weiterer wesentlicher Aspekt seiner Tätigkeit ist die Digitalisierung der Objekte.
Das vorbereiten der Ausstellungen und andere Aufgaben teilt er sich mit drei weiteren Kuratoren am Museum. Auf die Frage seiner Lieblingstätigkeit erwiderte Herr Schönauer recht schnell „Die Vielfalt“. Sitzt er gerade an einem wissenschaftlichen Text und kommt nicht weiter, kann er sich zum Beispiel einer anderen Aufgabe annehmen und Distanz entwickeln. Die wesentlichen Aspekte wie die Planung einer Ausstellung und das bearbeiten einzelner Funde bereiten ihm ebenfalls Freude. Er selbst betonte wie spannend es ist einen Depotfund zu betrachten und festzustellen das sich hier ein kleiner „Schatz“ versteckt hat.
„Depotfund? Heißt das die kennen ihre Funde gar nicht?“.
„Ganz so ist das natürlich nicht, da kann ich euch beruhigen. Alle Funde sind inventarisiert und an und für sich bekannt. So gut das eben geht bei der hohen Zahl an Sammlungsobjekten. Doch nicht alle sind historisch korrekt datiert, oder als originale erkannt o.ä. So kann der ein oder andere Fund ganz schön überraschend sein!“
Ich:
„Welche Epoche fasziniert sie am meisten?“
Herr Schönauer:
„30jähriger Krieg, aber auch MA!“
Ein Blick in die Vergangenheit – Ausstellung die im Gedächtnis bleibt
In all diesen Jahren befasste sich Herr Schönauer mit unterschiedlichen Ausstellungsthemen im Neuen Schloss. Eine dieser Ausstellung ist ihm ganz besonders im Gedächtnis geblieben.
„Im Visier des Fotografen“. Einzelne Objekte wurden hochwertig fotografiert und mit diesen Fotos erstellte Herr Schönauer einen Katalog. Im Museum inszenierte er die Objekte neben ihrem Foto.
So wurden Details an den einzelnen Objekten sichtbar, die der Betrachter mit bloßem Auge nicht so ohne weiteres bemerkt hätte. Auch wenn ich die Ausstellung selbst nicht gesehen habe, so sind die fotografischen Aufnahmen wirklich beeindruckend.
Tipps für die Ausstellung vom Stellvertretenden Direktor
„Einfach kommen!“
Auch das wäre mein Tipp! Kommt vorbei! Doch einige weitere Empfehlungen hatte Herr Schönauer dann doch noch für uns. Dringend empfiehlt er die Schatzkammer. Aber auch den Zinnfigurenturm. Hier wartet ein beeindruckendes Diorama.
Was wird das Museum in Zukunft an Veränderungen erfahren?
Grundlegend ist eine thematische Ausstellung zum Thema Mittelalter geplant.
Außerdem wird ein neuer Depotfund präsentiert. Es handelt sich um einen, wie festgestellt werden konnte, originalen Holzschnitt aus dem Jahre 1549. Der Holzschnitt gibt dem Betrachter die Gelegenheit ein Ingolstadt zu sehen, wie es vor über 400 Jahren ausgesehen hat. Damals schlug Kaiser Karl V. sein Heerlager vor den Toren der Stadt auf. Auch das ist auf diesem Riesenholzschnitt zu sehen.
Für ein optimales Erlebnis, wird der Holzschnitt mit digitalen Elementen den Besuchern präsentiert. Einzelne, kleine Ausschnitte können so vergrößert werden. Über Druckknöpfe werden die kleinen, für das bloße Auge kaum sichtbaren Bereiche beleuchtet. So wird es den Besuchern möglich sein, trotz der enormen Größe des Holzschnitts, auch kleine Details wahrnehmen zu können. Das Leben in einem Heerlager wird so begreifbarer. Zum Beispiel gibt es einen Soldaten der seine Notdurft gerade im Fluss erledigt.
Das über 3 Meter breite Objekt wird einige Überraschungen für uns bereithalten. Und dank der digitalen Gestaltung werden auch einzelne, 2 cm große Menschen sichtbarer.
Weitere digitale Elemente in der Ausstellung sind für Herr Schönauer denkbar. Solange sie einen direkten nutzen haben. Aktuell wird an einem fortschrittlichen Projekt gearbeitet, das vor allem auch dem Thema der Inklusion im Museum dient. Mittels KI sollen Tafeltexte in verschiedenen Sprachen eingepflegt werden. Über eine App können Besucher dann die gewünschte Sprache auswählen und die unterschiedlichen Texte in ihrer Sprache lesen. Auch Gebärdensprache soll machbar sein, um inklusiver zu werden.
Außerdem kann durch dieses KI-Element eine spontanere Vorbereitung für fremdsprachige Reisegruppen stattfinden. Bei rechtzeitiger Anmeldung kann eine Wunschsprache eingepflegt werden und so auf zukünftige Museumsbesucher aus aller Welt eingegangen werden.
Abschlusswort ...
Das Armeemuseum wird inklusiver, moderner und wird allen Besuchern auch in Zukunft einen umfassenden Eindruck der Vergangenheit bieten. Auch wenn schon im Wort enthalten ist, das es vor allem um die Armee und damit auch um Waffen geht, darf nicht vergessen werden, dass das Museum weit mehr zu bieten hat. Neben den thematisch spannenden Sonderausstellungen, geht es vor allem um die Personen und Geschichten hinter den Objekten.
Manchmal kann ein alter Helm mehr erzählen als ein ganzes Buch.
Wenn man bereit ist mit ihm in die Vergangenheit einzutauchen!