Manchmal muss ein „Etwas weiter weg…“ gar nicht so weit entfernt sein.
Da sich Auslandsreisen 2021 nicht angeboten haben, aber ein Fernweh nach Me(e)hr vorhanden war, fiel das Buch-es-da-warst-du-noch-nicht-Radar, diesmal auf Rostock. Meine sommerliche Vorstellung von „Sommer, Sonne, Strand und Meer“ wurde zwar von der Wetterfee in ein „Regen, nass und kalt“ verwandelt, aber dennoch hat sich der Besuch in Rostock gelohnt.
Die Wahl fiel auf ein stadtnahes Hotel, dass auch vom Hauptbahnhof einfach zu Fuß zu erreichen war. Das „pentahotel“ liegt direkt in einem Einkaufszentrum und nur einen Katzensprung von der Innenstadt entfernt. Die nächstgelegene Straßenbahnhaltestelle hat man innerhalb von 3 Minuten zu Fuß erreicht. Dennoch, trotz der perfekten Lage, dem sehr guten Frühstück und den geräumigen Zimmern, sind 790€ für 5 Nächte (bei 2 Personen) nicht ganz billig. Nicht ganz so teuer (zum Glück) waren die Zug-Tickets. Für 2 Personen (Hin- und Rückfahrt/Ingolstadt HBF - Rostock HBF) habe ich 308€ gezahlt. Wie ich ab und an erwähne, bin ich eigentlich Pro-Zugfahren. Doch auf der knapp 7-stündigen Hinfahrt, wurden unsere Nerven sehr strapaziert. Tatsächlich war nicht einer der Züge pünktlich, sodass wir letztendlich unseren Anschlusszug in Berlin nicht erreicht haben. Ab da wurde die Weiterfahrt abenteuerlich. Ohne direkte Auskunft der Schaffnerin, welchen Zug wir nun weiterhin nutzen sollten und 2 möglichen Zuganbindungen, blieb es an uns den weiteren Fahrtverlauf zu entscheiden. Zunächst schien es, als hätten wir die falsche Wahl getroffen und ich sah uns schon in Berlin stranden. Doch letztlich kamen wir wie durch Zauberhand 20 Minuten früher als geplant in Rostock an. Eine Zugfahrt ist immer ein Abenteuer! Schieben wir die turbulenten Ereignisse der Rückfahrt beiseite und widmen uns dem eigentlichen Urlaub.
Aus persönlicher Sicht empfehle ich bei Ankunft am Rostocker Bahnhof, direkt das Service-Center der örtlichen Verkehrsgesellschaft aufzusuchen und ein 7-Tage-Ticket für Straßenbahn, Bus und S-Bahn/Regio zu kaufen. Ihr werdet merken, dass ihr die Fahrkarte oft nutzt und bei einem günstigen Preis von 22€ kann man hier nichts falsch machen.
Da das Wetter einen Tag nach Ankunft recht unbeständig wurde, entschieden wir uns zunächst den Zoo Rostock zu besuchen und zahlten voller Vorfreude die 18€ (pro Person) Eintrittsgebühren. Eine sehr lohnenswerte Investition, wie wir am Ende unseres Besuchs festgestellt haben. Der Zoo überzeugt durch seine Größe und Weitläufigkeit und durch seine wunderschönen, sehr gepflegten Grünanlagen. Tiere und Tiergehege waren in gutem Zustand und die einzelnen, themenbezogenen Tierhäuser machten den Ausflug in den Zoo zu einem besonderen Erlebnis.
Zwei Affen im Affenhaus Zoo Rostock (Photo by: Anne-Marie Karl)
Kugel-Aquarium mit Quallen Zoo Rostock
(Photo by: Anne-Marie Karl)
Auf dem Heimweg legten wir einen kurzen Stopp am Kröpeliner Tor ein, um die Ausstellung im inneren des Turmes besichtigen zu können (3€ Eintrittsgebühr). Die aktuelle Sonderausstellung die wir vor Ort besichtigen konnte über „Elisabeth von Thadden“, war beeindruckend und erschreckend gleichermaßen. Eine einzigartige Frau, die wie viele Andere in den Schreckens Jahren des zweiten Weltkrieges, ein tragisches Ende fand. Frau von Thadden war eine äußerst engagierte Pädagogin, die durch ihre Ansichten und die Teilnahme am Solf-Kreis in das Visier des NS-Regimes geriet. Im Januar 1944 wurde Elisabeth von Thadden und andere Mitglieder des Solf-Kreises festgenommen und im Juli selbigen Jahres hingerichtet.
Die Inszenierung ihrer Lebensabschnitte lässt den Besucher Elisabeth von Thadden kennen und verstehen lernen. Fotografien und handgeschriebene Briefe, geben der Ausstellung einen persönlichen, menschlichen Bezug, der den Besucher die Gedanken und Gefühle von Frau von Thadden nachempfinden lässt. Am Ende der Ausstellung blieb in mir eine aufgewühlte Stimmung. Die mir nachdrücklich gezeigt hat, dass die Galerie Elisabeth von Thadden gerecht wurde, auch wenn wir uns heute kaum vorstellen können, wie sich damalige Widerstandskämpfer in einem derartigen Regime wirklich gefühlt haben.
Auch nach dieser bewegenden Ausstellung, blieb wie an vielen anderen Abenden auch, die Frage „Was und wo wir essen.“ Während unseres Aufenthaltes in Rostock hatten wir wirklich Glück immer ein gutes Restaurant erwischt zu haben. Empfehlenswerte Gaststätten: Pesto Peter und Portola Bistro. Gerade das Portola Bistro hatte den Vorteil, dass man neben Sushi, oder Nudeln auch eine tolle Auswahl an deutscher Küche hat und so für jeden etwas geboten ist.
Der nächste Tag versprach etwas mehr Sonne, also beschlossen wir es zu wagen und machten uns auf in Richtung Warnemünde und damit hoffnungsvoll in Richtung Strand und Meer. Das Schicksal jedoch meinte es nicht gut mit uns und so wurde weder an diesem, noch an einem anderen Tag etwas aus unserem geplanten Bad in der Ostsee.
Nichts desto trotz waren wir von Warnemünde hellauf begeistert. Hier kam Urlaubsfeeling auf! Um die Gegend genauer kennenzulernen, kauften wir uns einen Fahrschein für 5€ pro Person und setzten uns in die Warnemünder Strandbahn. Unterwegs ertönte über die Lautsprecher eine Stimme, die historische Ereignisse von Warnemünde erläuterte. Ebenfalls lohnenswert, der Leuchtturm Warnemünde den man gegen eine Gebühr von 2€ pro Person besteigen konnte. Oben Angekommen wird man von einem sagenhaften Blick auf die Strandpromenade belohnt.
Abschließend besuchten wir das örtliche Heimatmuseum. Die Ausstellung erscheint recht Willkürlich und verfolgt kein zusammenhängendes Konzept. Besonders gut gefielen mir die historisch nachgestellten Räume. Doch im großen und ganzen ist man recht schnell durch. Der Preis liegt bei 4€ und entspricht noch knapp dem Wert der gebotenen Ausstellung.
Als letzte Empfehlung geben wir den Besuch im Kulturhistorischen Museum Rostock. Der Eintritt ist kostenlos. Tatsächlich war dies eines der schönsten Museen, dass wir seit langem besucht habe. Die Zeitgeschichte von Rostock wird durch mediale Inhalte lebendig und eindrücklich dargestellt. Zusätzlich gab es Mitmach-Inhalte für Kinder und selbst wir als Erwachsene, hatten unheimlich viel Spaß dabei zu versuchen ein Armband zu basteln oder Lesezeichen mit einem Abdruck zu stempeln. An einer Wand hingen animierte und elektronische Gemälde, die in einem spannenden Gespräch untereinander, weiteres über die Geschichte Rostock erzählten. Dieses Museum hat alles! Moderne Technik spannend eingesetzt, gut geschriebene Informationstexte und interessante Fundstücke aus dem Raum Rostock.
Wir hoffen, dass wir für einen Ersten, oder einen weiteren Besuch Anregungen und Tipps geben konnten. Abschließend möchten wir diesmal gerne einen Ratschlag geben, welcher Ort sich leider überhaupt nicht gelohnt hat! Der IGA-Park in Rostock. In unserem Reiseführer und auch auf vielen Websites wird wärmstens empfohlen diese Grünanlage zu besichtigen. Doch von seinem alten Glanz, den der Park bei seiner Eröffnung im Jahr 2013 sicherlich hatte, ist wenig übrig geblieben. Die Grünanlage ist schlecht gepflegt. Die angeblich vorhandenen Toilettenmöglichkeiten waren ein beschmierter, süffig aussehender Container, der ohnehin geschlossen war. Auch im übrigen Park trifft man immer wieder auf Jugendliche, die die Anlage eher als geheimen Party-Ort nutzen und so beschlossen wir relativ schnell, die Suche nach einem schönen, ruhigen Eck aufzugeben und enttäuscht wieder zum Hotel zurückzufahren.
Und mit dieser Warnung verabschiede ich mich von euch!